Kritik ist (meistens) ein Mangel an Selbstwert – und selten ein Statement über dich
Ich hab mich letztens gefragt, warum mich bestimmte Aussagen treffen, obwohl ich doch eigentlich weiß, dass ich meinen Weg gehe. Ich war in einem Gespräch, das sich harmlos anbahnte – Smalltalk mit jemandem, der meine Arbeit „ganz interessant, aber irgendwie auch ein bisschen naiv“ fand. Naiv. Zack. Da war sie. Diese kleine, spitze Bemerkung, die irgendwo in meinem Selbstwertzentrum landete wie ein vergifteter Dartpfeil. Und ich merkte: OHA!.
Warum eigentlich?
Ich weiß doch, dass das, was ich tue, Substanz hat. Warum lässt mich sowas nicht einfach kalt?
Und noch spannender: Warum sagt jemand so etwas überhaupt?
Wenn dich jemand kritisiert, sich über dich erhebt oder dich verbal angreift – sei es offensichtlich oder mit dieser passiv- unterschwelligen urteilenden Botschaft, die erst nachhallt, wenn Zeit vergangen ist, andere Gespräche stattfinden oder Ruhe ist, um darüber nachzudenken.
Dann hat das oft erstaunlich wenig mit dir zu tun. Auch wenn es eigene körperliche Reaktion auslöst, Gedankenkarussellls starten und die Energie sich ins negativen absenkt.
Du bist in diesem Moment nur der Auslöser, das Symptom, das Spielfeld für etwas ganz anderes: den inneren Mangel der anderen Person.
Ja, ich weiß, das klingt jetzt nach Esoterik-Selbsthilfe-Gewäsch. Ich hab’s selbst oft gedacht.
Aber schau mal genau hin:
Unter verbaler Aggression liegt fast immer… ein Mangel.
Ein Mangel an Selbstwert.
Nicht an Selbstbewusstsein – das kann man ja super performen.
Nicht an Selbstvertrauen – das kann man sich antrainieren wie eine gute Präsentation.
Sondern an tiefem, echtem Selbstwert.
Der Satz „Was bildest DU dir eigentlich ein?“ sagt mehr über die Selbstwahrnehmung der anderen Person aus als über deine Fähigkeiten.
Und trotzdem: Wir nehmen’s persönlich. Warum eigentlich?
Vielleicht, weil wir selbst irgendwo diesen wunden Punkt haben.
Vielleicht, weil wir gerade unsicher sind.
Oder vielleicht, weil unser System noch an einer alten Geschichte festhält. UDIN – unerwartet, dramatisch, isoliert, nicht verarbeitet.
Kennst du das? Eine Aussage trifft dich tiefer, als sie eigentlich sollte, und du weißt sofort: Da steckt mehr dahinter.
Dann frag dich:
🔹 Was mache ich hier gerade überlebenswichtig?
🔹 Was triggert mich eigentlich – die Worte oder das Gefühl, das sie in mir auslösen?
🔹 Ist das wirklich jetzt oder nur ein Echo aus der Vergangenheit?
Ich hab neulich versucht, die Situation sachlich zu betrachten. Wie ein Adler aus der Luft – mit Abstand. Man sieht klarer, wenn man weiter weg ist!!!
Und plötzlich war da kein Angriff mehr. Da war ein Mensch, der mit sich kämpft. Vielleicht mit dem Gefühl, nicht gut genug zu sein. Vielleicht mit Neid. Vielleicht mit dem Drang, sich selbst aufzuwerten, indem er andere abwertet.
Und da wurde mir klar: Ich bin nicht der Grund. Ich bin nur der Spiegel.
Und ich entscheide, ob ich mich darauf einlasse, was mir da hingeworfen und vorgeworfen wird.
Kritik ist manchmal hilfreich. Man kann Kritik als Herausforderung sehen und damit arbeiten, um diese zu lösen.Hier kann Kritk auch Feedback sein.
Aber oft ist sie nur ein verkleideter Schrei nach Bedeutung.
Und du?
Bist du bereit, dich nicht mehr kleiner zu machen, nur weil jemand anders sich groß fühlen will?
„Zurück zu mir“ – Eine Selbstwert-Übung
Reset-Button fürs emotionale System
Diese Übung kannst du in Gedanken durchführen – sofort in der Situation, oder später in der Reflexion. Sie hilft dir, bei dir zu bleiben, statt dich im Drama der anderen zu verlieren.
Meine Idee mit demSatz: „Trennen – Löschen – 5-4-3-2-1 – Go“ ist großartig Er verbindet Klarheit, Handlung und ist fast wie ein Reset-Button fürs emotionale System.
Trennen – Löschen – 5-4-3-2-1 – Go!
Wenn ein Satz zu tief geht, obwohl er das eigentlich gar nicht sollte.
Kennst du das? Jemand sagt etwas – vielleicht nur einen Halbsatz – und zack! Irgendwo zwischen Brustbein und Solarplexus knallt er rein und du bist erstarrt, eingefroren, stumm.
Nicht, weil er besonders klug war. Sondern weil dein System ihn aufgesogen hat wie ein Schwamm mit zu viel Vergangenheit.
Zeit für einen kleinen Notfall-Aus-Knopf.
Denke diesen Trigger Satz und sage innerlich: 5-4-3-2-1-GO!
Dann hol dich ins Hier und Jetzt zurück und zähle laut auf:
- 5 Dinge, die du sehen kannst
- 4 Dinge, die du spüren kannst (z. B. deine Kleidung, die Lehne, den Boden unter den Füßen)
- 3 Dinge, die du hören kannst
- 2 Dinge, die du riechen oder schmecken kannst
- 1 bewusstes Ein- und Ausatmen
(Keine Sorge, das musst du nicht perfekt machen. Es geht nur darum, deinen Kopf kurz rauszuholen.)
Stärken: Deinen Selbstwert innerlich verankern
Was weiß ich über mich, das unabhängig von dieser Kritik gilt?
Pragmatische Selbstwert-Sätze für herausfordernde Situationen:
Noch kraftvoller wird’s, wenn du dir dabei sanft über die Arme streichst (Havening-Touch) – das beruhigt dein Nervensystem und verankert den Selbstwert auch körperlich.
- „Okay – das ist deren Meinung. Ich muss sie nicht teilen.“
- „Danke für die Info“
- „Ich bleibe bei mir. Ich nehme das jetzt nicht persönlich.“
- „Ich muss nicht perfekt sein, um ernst genommen zu werden.“
- „Ich mache das auf meine Art – das ist völlig in Ordnung.“
- „Ich muss es nicht allen recht machen, nur damit Ruhe ist.“
- „Wenn’s triggert, schau ich hin – aber ich bleib trotzdem ruhig.“
Bonusfrage für den Alltag:
„Wie würde ich reagieren, wenn ich meinen Wert nicht beweisen müsste?“
Diese Frage bringt dich raus aus der Verteidigung und rein in deine Souveränität.
Mini-Reminder:
- Nicht jede Meinung ist ein Urteil.
- Nicht jede Kritik ist eine Einladung zur Selbstzerfleischung.
- Nicht jede Ablehnung ist ein Beweis gegen deinen Wert.
Manchmal ist es einfach… ihr Thema.