Ich war mit einer Freundin bei einem Konzert in einer kleinen Kirche. Tribute zu Paul Simon und Art Garfunkel.
Ein unvergessliches Erlebnis. Die Kirche war voll. 200 Leute. Alle sangen mit und tanzten zwischen den Bänken zu einigen Liedern. Die beiden erzählten die Geschichte von Paul Simon und Art Garfunkel und sangen die passenden Lieder, während sie durch die Kirche gingen. Die Akustik in der Kirche war fantastisch. So waren die tiefen und leisen Töne überall deutlich zu hören, und die kraftvolle Stimme, z. B. in „Sound of Silence”, war unglaublich mitreißend in der ganzen Kirche. Das war sehr bewegend für mich, und ich fühlte mich in diese Zeit zurückversetzt. Beide haben eine unglaublich fantastische Stimme. Sie fesselten das Publikum mit Humor, spannenden Geschichten und kraftvollen Stimmen. Die Kirche bebte vor Begeisterung, und die Zugaben endeten mit „Bridge over Troubled Water”, bei dem alle mitsangen. Es war einfach ein fantastischer Abend.
Meine Gedanken dazu:
The Sound of Silence – Wenn Stille zu sprechen beginnt
Manchmal braucht es keine lauten Worte, um etwas in uns zu bewegen.
Manchmal genügt ein Flüstern.
Ein einziger Ton.
Oder die Stille dazwischen.
“Hello darkness, my old friend…”
Das ist der Beginn eines der stillsten und zugleich kraftvollsten Lieder, die je geschrieben wurden.
Paul Simon schrieb es – und Simon & Garfunkel gaben ihm ihre Stimmen. Doch eigentlich ist es ein Lied, das durch uns alle hindurch singt.
Ich habe es unzählige Male gehört, und jedes Mal klingt es anders. Und immer muss ich dabei weinen. Aus Trauer, aus Mitgefühl, aus Egriffneheit oder einfach nur Traurigkeit, über eine Wahrheit.
Manchmal klingt es wie ein Gebet.
Manchmal klingt es wie eine Warnung.
Manchmal klingt wie ein mahnender Spiegel, der sagt:
„Schau hin. Hör hin. Sei still.“
Ob es um Krieg geht, fremde Menschen, unsere momentane Zeitentwicklung,Respektlosigkeit der Natur und Menschen gegenüber
In The Sound of Silence geht es nicht um den Klang – sondern um das, was in der Stille hörbar wird. Die Musik dazu macht es so laut, leise, warnend, mitreissend und aufbrausend.
Um die Gedanken, die sich zeigen, wenn der Lärm des Alltags endlich verstummt.
Um die Wahrheit, die sich nur dann offenbart, wenn niemand redet.
Es ist schwer Stille auszuhalten, wenn soviele Gedanken ausgesprochen werden wollen.
Paul Simon schrieb diesen Song in einem dunklen Badezimmer, das Licht aus, nur eine Gitarre in der Hand. Vielleicht musste er zuerst in die Dunkelheit gehen, um das Helle zu finden.
Denn die Dunkelheit in diesem Lied ist kein Feind. Sie ist ein Freund.
Ein alter Freund, der uns daran erinnert, dass das, was wir nicht sagen, oft lauter ist als das, was wir aussprechen.
Leben wir momentan in einer Gesellschaft, die redet – aber nicht zuhört? Allein umd des Redens willen?
“People talking without speaking,
People hearing without listening…”
Wie wahr das aktuell klingt.
Wir reden, posten, teilen, kommentieren – und doch ist so vieles ungehört, überlesen, ohne Beachtung, Interresselosigkeit, schnell zum nächsten Post.
Wir suchen Nähe, aber verlieren uns im Echo der eigenen Worte.
Vielleicht meinte Paul Simon genau das:
Dass wir gelernt haben, Geräusche zu machen – aber nicht mehr zuzuhören.
Dass wir Angst haben vor der Stille, weil sie uns mit uns selbst konfrontiert.
Und weil in der Stille all das aufsteigen kann, was wir so lange übertönt, vermieden, mit Ablenkungen mundtot gemacht haben.
Der Internet -Neon Gott
“And the people bowed and prayed to the neon god they made…”
Diese Zeil fühlt sich für mich an wie ein Spiegel der Gegenwart.
Damals waren es die Leuchtreklamen. Kinoleinwände. Fernseher.
Heute sind es Bildschirme in jedem Format.
Wir beten zu unserem selbstgemachten Licht – zu diesem flimmernden, blendenden, allgegenwärtigen Gott der Ablenkung bis hin zur Sucht danach.
Aber irgendwo hinter all dem Leuchten wartet sie:
Die Stille.
Geduldig.
Sanft.
Wie eine alte Lehrerin, die nie die Geduld verliert, selbst wenn wir uns wieder und wieder abwenden.
Die Einladung der Stille zuzuhören
Vielleicht ist The Sound of Silence gar kein trauriges Lied.
Vielleicht ist es eine Einladung.
Eine Erinnerung daran, dass wir nicht verloren sind – solange wir bereit sind, wieder zu hören.
Nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem Herzen.
Es ist ein Lied, das uns auffordern kann, innezuhalten.
Zu lauschen.
Zu spüren, was die Dunkelheit sagen will.
Denn sie spricht leise, aber sie spricht.
Und am Ende
Am Ende bleibt für mich ein Gefühl von Frieden.
So, als hätte die Stille selbst gesungen.
Nicht, um uns zum Schweigen zu bringen – sondern um uns zurück ins Hören zu führen.
“The words of the prophets are written on the subway walls…”
Vielleicht stehen sie tatsächlich überall – die Worte, die wir brauchen.
Wir müssen nur still genug werden, um sie zu sehen.
Text: